Was sind Peer-to-Peer-Kredite und wie bekommt man sie?
Peer-to-Peer-Kredite (P2P-Kredite) sind eine Finanzierungsmöglichkeit, bei der Geld direkt zwischen Privatpersonen verliehen wird, ohne traditionelle Finanzinstitute. Die Kredite, auch bekannt als «soziale Kredite» oder «Kredite von Privat an Privat», haben durch das Internet und digitale Plattformen an Popularität gewonnen. P2P-Plattformen überprüfen die finanziellen Daten der Antragsteller und stellen diese Informationen den Investoren zur Verfügung, die auf Basis der Kreditwürdigkeit des Antragstellers entscheiden, ob sie ihm Geld leihen wollen.
Die Voraussetzungen für einen P2P-Kredit in der Schweiz ähneln denen traditioneller Kredite, einschliesslich Anforderungen an Alter, Wohnsitz und Einkommen. Die Beantragung erfolgt online, und nach der Bonitätsprüfung wird der Kreditantrag auf der Plattform für Investoren sichtbar gemacht. Die Kosten für P2P-Kredite sind in der Regel günstiger als bei traditionellen Bankkrediten.
Die Investition in P2P-Kredite bietet höhere Renditen als traditionelle Anlagen, birgt jedoch auch ein entsprechend höheres Risiko. Investoren mindern dieses Risiko durch Diversifikation über verschiedene Kreditnehmer, Laufzeiten und Kreditarten. Die Liquidität solcher Investitionen ist eingeschränkt, da der Verkauf nicht so einfach wie bei traditionellen Wertpapieren über Börsen möglich ist.
In der Schweiz müssen sich P2P-Kredite an dieselben rechtlichen Rahmenbedingungen wie traditionelle Kredite halten, insbesondere an das Bundesgesetz über den Konsumkredit und das Datenschutzgesetz.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Definition eines Peer-to-Peer Kredits?
Peer-to-Peer-Kredite sind eine Form der Finanzierung, die es ermöglicht, Geld direkt von einer Privatperson zu einer anderen zu leihen. Das bedeutet, ohne die Zwischenschaltung traditioneller Finanzinstitute wie Banken. Peer-to-Peer-Kredite sind auch als «soziale Kredite» oder «Kredit von Privat an Privat» bekannt und werden abgekürzt mit der Bezeichnung «P2P-Kredit». Diese Art der Kreditvergabe hat durch das Internet und digitale Plattformen an Popularität gewonnen, da sie eine Alternative zu herkömmlichen Kreditmodellen bietet.
Die P2P-Kreditplattformen sammeln und überprüfen die finanziellen Daten der Antragsteller und stellen diese Informationen potenziellen Investoren zur Verfügung. Die Investoren entscheiden dann, ob sie in die Kreditanfragen investieren möchten. Die Zinsen und Rückzahlungsbedingungen werden basierend auf der Kreditwürdigkeit des Antragstellers festgelegt. Der Zinssatz kann daher niedriger oder höher als bei traditionellen Bankkrediten sein, abhängig vom wahrgenommenen Risiko des Kreditnehmers.
Ist P2P dasselbe wie Crowdlending?
Nein, ein P2P-Kredit ist nicht immer gleichbedeutend mit Crowdlending, obwohl beide Begriffe oft im selben Kontext verwendet werden. Hier sind die Unterschiede.
P2P-Kredit bezieht sich auf einen Kredit, der direkt zwischen zwei oder mehr Personen vergeben wird. Der Kreditgeber und der Kreditnehmer kommen in direkten Kontakt, häufig vermittelt durch eine Online-Plattform. Hierbei können eine einzige Person oder mehrere Personen den Kredit finanzieren.
Crowdlending bezeichnet eine Form der Finanzierung, bei der mehrere Investoren gemeinsam Beträge verleihen, um Kredite zu finanzieren. In der Schweiz wird auch der Begriff «Schwarmkredit» dafür verwendet. Auch hier wird in der Regel eine Online-Plattform genutzt, die als Vermittler zwischen Kreditnehmern und einer Vielzahl von privaten Kreditgebern fungiert.
Jeder Crowdlending-Kredit ist ein P2P-Kredit, weil er die direkte Kreditvergabe von Person zu Person umfasst. Nicht jeder P2P-Kredit ist automatisch Crowdlending, da er nicht zwangsweise mehrere Kreditgeber involviert. In der Schweiz verwenden die Internetplattformen, welche P2P-Kredite anbieten, allerdings fast immer das Crowdlending-Modell.
Was ist der Unterschied zu einem normalen Privatkredit?
Der Hauptunterschied zwischen Peer-to-Peer-Krediten und traditionellen Privatkrediten ist die Art und Weise, wie die Kredite vergeben und verwaltet werden.
Bei einem traditionellen Privatkredit fungieren Banken oder andere Finanzinstitute als Kreditgeber. Die Institutionen nutzen ihre eigenen Mittel, um Kredite zu vergeben, und tragen das volle Risiko des Kreditausfalls. Die Kreditvergabe erfolgt direkt durch das Kreditinstitut, das eine eigene Prüfung der Kreditwürdigkeit durchführt und auf Basis interner Richtlinien über die Kreditvergabe entscheidet.
Im Gegensatz dazu sind bei P2P-Krediten die Kreditgeber private Investoren oder eine Gruppe von Personen, die ihr Geld über eine Online-Plattform zur Verfügung stellen. Bei P2P-Krediten übernimmt die Online-Plattform die Rolle des Vermittlers und trägt das Risiko des Kreditausfalls nicht selber. Sie prüft die Kreditwürdigkeit der Antragsteller, stellt die Informationen für die Investoren bereit und übernimmt die Abwicklung des Kreditvertrags. Die Entscheidung zur Kreditvergabe basiert auf dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf der Plattform.
Was sind die Voraussetzungen für einen P2P-Kredit?
Bei Schweizer Peer-to-Peer-Kreditplattformen gelten ähnliche Anforderungen wie bei traditionellen Kreditgebern. Die spezifischen Kriterien sind je nach Plattform leicht unterschiedlich. Folgende Voraussetzungen sind bis auf wenige Ausnahmen Standard.
- Mindestalter und Urteilsfähigkeit: Kreditnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein und über volle Urteilsfähigkeit verfügen, um einen verbindlichen Kreditvertrag abschliessen zu dürfen.
- Wohnsitz: Die meisten P2P-Plattformen erfordern, dass Antragsteller in dem Land wohnhaft sind, in dem die Plattform operiert. Für Plattformen in der Schweiz bedeutet dies, dass Kreditnehmer einen festen Wohnsitz in der Schweiz haben müssen. Es gibt aber auch ausländische Plattformen, die hierzulande Kredite vergeben.
- Bankkonto: Ein gültiges Bankkonto ist gezwungenermassen notwendig, um die Kreditmittel zu erhalten und die Rückzahlungen zu leisten.
- Einkommensnachweis: Um die Rückzahlungsfähigkeit zu gewährleisten, verlangen P2P-Plattformen einen Nachweis über die Einkommenssituation. Dieser darf aus einer Anstellung, Selbstständigkeit oder anderen Quellen wie Renten oder dauerhaften staatlichen Leistungen stammen.
- Verwendungszweck: Viele P2P-Plattformen stellen Anforderungen an den Verwendungszweck des Kredits. So wird beispielsweise zwischen persönlichen Krediten, Schuldenkonsolidierungskrediten und Krediten für Kleinunternehmen unterschieden.
Wie beantragt man einen Peer-to-Peer-Kredit?
Die Beantragung eines Peer-to-Peer-Kredits ist sehr einfach. Sie müssen lediglich einen passenden Anbieter wählen und auf dessen Webseite den Antrag ausfüllen. Im Gegensatz zu klassischen Privatkrediten wird meistens der Grund für die Kreditaufnahme verlangt. Eine Bonitätsprüfung ist auch bei Crowdlending Pflicht in der Schweiz.
Basierend auf dem Ergebnis der Bonitätsprüfung werden Sie einer Risikokategorie zugeordnet. Eine geringere Kreditwürdigkeit führt dabei zu höheren Zinssätzen.
Nach der Kreditprüfung wird Ihr Kreditantrag auf der Plattform aktiviert und ist für Investoren einsehbar. Veröffentlicht werden dabei Informationen wie die Risikokategorie, der Zinssatz, der Verwendungszweck des Kredits, die Laufzeit sowie der Kreditbetrag. Abhängig von der Plattform können Investoren auch zusätzliche Details einsehen. Dazu gehören beispielsweise Zivilstand, Alter, Beruf, Einkommen, Mietkosten, Anzahl der Kinder, Nationalität und Aufenthaltsstatus.
Wenn alles richtig abläuft, kommt der Kreditbetrag sehr schnell zusammen. Da es bei Kreditverträgen in normaler Höhe keinen zwingenden Grund gibt, sich persönlich zu treffen, findet der ganze Ablauf online statt. Dies wirkt sich positiv auf die Kreditkosten aus, da die Plattformen weniger Aufwand haben.
Welche Kosten und Gebühren fallen an?
Die Kosten eines Peer-to-Peer-Kredits hängen von mehreren Faktoren ab. Generell lässt sich sagen, dass P2P-Kredite im Durchschnitt kostengünstiger sind als Kredite bei einem traditionellen Kreditinstitut.
Ihre Kreditwürdigkeit spielt wie bei jedem Kreditantrag die grösste Rolle bei der Bestimmung des Zinssatzes und somit der Gesamtkosten. Der maximal zulässige Zinssatz hat eine Höhe von 12% (Stand 2024).
Welche Plattform Sie wählen, hat ebenfalls einen Einfluss auf den Preis Ihres Kredits. Die Gebühren sind unterschiedlich, da es darauf ankommt, wie attraktiv eine Plattform für Investoren ist. Wenn die Plattform noch wenig bekannt ist, müssen Investoren mit niedrigen Gebühren herangelockt werden. Da die Plattform aber irgendwie profitabel sein muss, gehen diese Kosten dann zulasten der Kreditnehmer.
Die Kosten kommen in verschiedenen Varianten. Folgendes sind mögliche Gebühren, die zum eigentlichen Zinssatz dazukommen können.
- Einmalige Bearbeitungsgebühren in %.
- Einmalige Bearbeitungsgebühren als Fixbetrag.
- Jährliche Bearbeitungsgebühren in %.
- Jährliche Bearbeitungsgebühren als Fixbetrag.
- Beratungsgebühren.
- Verbindliches Abo auf der Plattform für die Dauer des Kredits.
Die günstigsten Crowdlending-Plattformen sind die, die sich auf eine spezielle Art von Kredit spezialisiert haben, beispielsweise Splendit für Bildungskredite.
Wer bietet Peer-to-Peer-Kredite in der Schweiz an?
Es gibt 10 bekannte Anbieter von Peer-to-Peer-Krediten in der Schweiz. Es handelt sich bei allen um Crowdlending-Plattformen. Sie können einen Blick auf unseren Vergleich sämtlicher Kreditanbieter in der Schweiz werfen, um die Anbieter von traditionellen Krediten zu sehen.
Im Anschluss werden folgende Anbieter tabellarisch erläutert: Crowd4Cash, Lendora, Cashare, Lend.ch, Swisspeers, Invesdor, Splendit, CreditGate24, Creditworld, Creditfolio.
Plattform | Gründung | Zielkunden | Zinssätze (Stand 2024) | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Crowd4Cash | 2016 | Privatpersonen, KMUs | Ab 6.0% – 9% | Schnelle Online-Kreditentscheidungen |
Lendora | 2016 | Privatpersonen | 3,90% – 9,90% | – |
Cashare | 2008 | Privatpersonen, KMUs | ab 4.4% (Immobilienkredite ab 2.1%) | Grösste Crowdlending-Plattform in der Schweiz |
Lend.ch | 2015 | Privatpersonen, KMUs | 4.5% – 10.95% | Breites Spektrum an Kreditoptionen |
Swisspeers | 2016 | KMUs | ab 2.5% | Direkter Zugang für KMUs |
Invesdor | 2012 | Mittelständische Unternehmen | – | Europaweit aktiv |
Splendit | 2014 | Studierende | Durch Auktion festgelegt | Nur Bildungskredite |
CreditGate24 | 2014 | Kreditnehmer, KMUs | 4% – 11.95% | – |
Creditworld | 2015 | KMUs | ab 3% | Investoren sind institutionelle Anleger |
Creditfolio | 2017 | Privatpersonen | – | – |
Neben diesen 10 Crowdlending-Plattformen gibt es auch noch Crowdfunding-Anbieter in anderen Bereichen. Crowdfunding ist eine Methode der Finanzierung, bei der Geldmittel für ein Projekt oder ein Unternehmen durch eine grosse Anzahl von Menschen gesammelt werden. Crowdlending kann als Unterkategorie von Crowdfunding angeschaut werden. Der Hauptunterschied zu anderen Unterkategorien des Crowdfundings ist, dass Crowdlending eher für private Zwecke genutzt wird. Folgendes Bild erklärt den Zusammenhang von Crowdfunding und Crowdlending.
Crowdfunding wird im Internet oft synonym mit Crowdinvesting verwendet, obwohl Crowdfunding eigentlich eine Sammelbezeichnung darstellt. Beispiele für Crowdinvesting-Projekte sind der Bau grosser Immobilien oder die Gründung von Startups mit hohen Einstiegskosten. Ein Beispiel für Crowddonating wäre ein Umweltschutz-Projekt.
Crowdinvesting-Plattformen in der Schweiz sind beispielsweise Foxstone, Conda und Imvesters.
Sind P2P-Kredite eine lohnende Investition?
P2P-Kredite bieten eine höhere Rendite als traditionelle Anlageformen wie Spareinlagen oder Staatsanleihen. Dies spiegelt jedoch das höhere Risiko wider, das Investoren eingehen. Die Renditen variieren je nach Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer und der Laufzeit der Kredite. Typischerweise sind höhere Zinssätze somit mit höherem Ausfallrisiko verbunden.
Es handelt sich somit um ein rentables, aber risikoreiches Investment. Idealerweise besteht nur ein kleiner Teil des Portfolios aus P2P-Investments.
Eine Strategie, die Investoren nutzen, um das Risiko zu streuen, ist die Diversifikation der Anlagen über verschiedene P2P-Anbieter, Kreditnehmer, Laufzeiten und Kreditarten hinweg. Plattformen ermöglichen oft schon mit geringen Beträgen die Investition in mehrere Kredite, wodurch sich das Klumpenrisiko reduziert.
Ein Nachteil von P2P-Investitionen ist ihre vergleichsweise geringe Liquidität. Während bei traditionellen Wertpapieren der Verkauf schnell und einfach über Börsen erfolgt, ist das bei P2P-Krediten nicht der Fall. Einige Plattformen bieten zwar Sekundärmärkte an, auf denen Investoren ihre Anteile verkaufen können, doch die Liquidität bleibt eingeschränkt.
Was sind die juristischen Richtlinien?
Peer-to-Peer-Kredite unterliegen in der Schweiz denselben Richtlinien wie traditionelle Kredite. Am relevantesten ist das Bundesgesetz über den Konsumkredit, welches bei Krediten zwischen 500 CHF und 80’000 CHF angewendet wird. Da P2P-Kredite fast ausschliesslich online vergeben werden, ist das Datenschutzgesetz ebenfalls von höchster Relevanz.